Was kostet eine Trauerrede! Oder: Was ist sie wert?

Ich lebe als Trauerrednerin im Luxus

Ja, denn mit meiner Arbeit kann ich etwas tun, was mir große Freude macht: Ich kann kreativ sein, mich weiterentwickeln und ich kann mit jeder Zeremonie etwas Einmaliges schaffen. Ich kann trauernden Menschen helfen. Das ist ein besonderes, sehr schönes Gefühl. Das ist für mich Luxus.

Aber: Ich möchte für meine professionelle Arbeit, in die ich viel Geld und Zeit investiere, auch angemessen entlohnt werden. Trauerreden sind kein „Nice to have“! Sie sind wichtiger Bestandteil eines Abschieds. So wie der liebevoll ausgesuchte Blumenschmuck, die Kerzen und natürlich auch der Sarg oder die Urne.

Wozu braucht man überhaupt eine Trauerrede?

Wie ein Grabmal erleichtert die Trauerrede das Erinnern.
Wie ein Grabmal erleichtert die Trauerrede das Erinnern.

Wissen doch eh alle, wer gestorben ist. Und was für ein Mensch das war. Und so eine Zeremonie macht doch nur traurig. Am besten, sie ist schnell vorbei, ohne große Umstände. Ein paar Worte reichen doch…

Das sehe ich anders. Dieser Abschied in der Trauerhalle, am Grab oder im Friedwald ist ein wichtiger Bestandteil der Trauer. Das bewusste Erleben dieses einzigartigen Rituals kann helfen, den Verlust anzunehmen und den Tod des geliebten Menschen anzunehmen.

In unserer Gesellschaft wird das Thema Tod sehr negativ betrachtet und abgelehnt. Manche Menschen empfinden die professionelle Trauerrede als Luxus, während die Notwendigkeit eines Sarges oder von Trauerschmuck nicht infrage gestellt wird.

Der Sarg oder die Urne ist nur für die Dauer der Zeremonie zu sehen. Und doch ist es vielen Trauernden wichtig, nicht den günstigsten Sarg aus Sperrholz zu nehmen. Zumindest gutes Handwerk und ansehnliches Holz sollten es schon sein.

Eine Trauerrede, die für eine lange Zeit Kraft und Trost geben kann, sollte ebenfalls nicht billig zusammengeschustert sein. Denn sie ist für die An- und Zugehörigen oft von großer Bedeutung.

In Köln bin ich in der Agenturwer du warst“ für Trauerredner:innen gelistet. Die beiden Gründerinnen, Mel Breese und Carina Fritz, haben sie gegründet, weil sie die Notwendigkeit eines guten Abschieds erkannt haben:

„Unser Antrieb war es, das Thema Trauer in Deutschland leichter, zugänglicher und offener zu gestalten. In erster Linie wollten wir trauernde Zugehörige mit professionellen, individuellen und persönlichen Trauerreden versorgen. Wir wollten die Qualität von Trauerreden und auch die der Trauerredner*innen verbessern. Daran arbeiten wir täglich. Denn wir glauben an die Kraft der Worte.“

Besser könnte ich es nicht ausdrücken.

Eine Rede schreiben? Kann doch nicht so schwer sein. Macht doch KI.

Um ehrlich zu sein, ist es manchmal schon schwer. Aber ich habe eine fundierte Ausbildung bei Freie Redner mit IHK-Zertifikat gemacht, sodass ich auch schwierigen Situationen gewachsen bin. Da hilft mir Künstliche Intelligenz auch nicht weiter. In einer guten Trauerrede gibt es nämlich kein Geschwurbel, dass auf nahezu jeden Menschen passen könnte, sondern genau das, was mir die Angehörigen erzählt haben – und was ich gehört habe.

  • Außerdem bin auch ausgebildete Trauerbegleiterin und jedes Gespräch mit den Angehörigen ist eine oder zwei Stunden Trauerbegleitung.
  • Als zertifizierte Spiritual Care-Begleiterin gehe ich auch auf die spirituellen Bedürfnisse der Angehörigen ein.
  • Meine mehr als 25 Jahre Berufserfahrung im Schreiben der unterschiedlichsten Texte helfen mir ebenfalls und geben mir viel Sicherheit.
Die Menschen in anderen Ländern haben oft einen entspannteren Umgang mit dem Tod.

Trotzdem brauche ich Zeit für eine gute Rede. Ich investiere zwischen 10 und 15 Stunden in eine Rede. Dazu gehört das ausführliche Gespräch mit den An- und Zugehörigen inkl. Anfahrt, das eigentliche Schreiben, dann die Trauerfeier, bei der ich in der Trauerhalle und am Grab spreche. Ich stimme den Ablauf mit dem Bestattungsunternehmen ab, damit alles glatt läuft. Manchmal organisiere ich ein kleines Abschiedsritual oder besorge Materialien dafür.

Die Agentur Freie Redner, bei der ich ausgebildet wurde, schreibt zu den Kosten:

 „Trauerredner sind Unternehmer und tragen Kosten. Diese müssen bei der Preisfindung berücksichtigt werden, wenn man langfristig und erfolgreich arbeiten möchte. Dazu zählen beispielsweise Kosten für die jährliche Steuererklärung, das Auto, Krankenversicherung, Pflegekasse, Rentenkasse, technisches Equipment, Steuer und Abgaben, Aus- und Weiterbildungskosten, Werbekosten und vieles mehr.

Sie alle müssen in die Trauerredner-Kosten einfließen und auf diesem Wege an die Kunden weitergegeben werden. Ein Großteil des Honorars landet also gar nicht in der Tasche des Trauerredners, sondern muss direkt weitergegeben werden.“

Es ist eben mehr als nur eine einzigartige Rede, in der das ganze Leben eines Menschen, sein Charakter und seine Besonderheiten noch einmal lebendig wird. Es ist auch ein Handwerk, das Kosten verursacht.

Fazit: Eine professionelle und gute Trauerrede sollte netto zwischen 400 und 800 Euro kosten. Im süddeutschen Raum werden auch deutlich mehr als 1.000 Euro bezahlt. Je nach Aufwand, Region oder auch Qualifikation.

Ihren eigentlichen Wert kennen letztendlich nur die An- und Zugehörigen.

Wenn sich die Familie nach der Trauerfeier herzlich bei mir bedankt, wenn ich höre, dass meine Rede den oder die Verstorbene gut getroffen hat, wenn mir jemand unter Tränen die Hand drückt, dann ist das ein wunderbarer, einzigartiger Lohn für mich.

Wie jeder Mensch freue ich mich über Wertschätzung meiner Arbeit und meines Engagements, die sich eben auch – und da muss ich ehrlich sein – im Honorar wiederfindet.

Ich bin flexibel mit meinen Honorarforderungen, achte aber auch darauf, nicht selbst draufzuzahlen. Denn ich möchte, dass sich alle Menschen eine Trauerrede leisten können. Denn so wie in jedem Handwerk steckt auch in meinem Beruf viel Können, aber auch viel Liebe.

 

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Claudia Reuter
    9. Oktober 2025 15:23

    Ja, ich finde die Arbeit eines Trauerredner/in ist wirklich aufwendig und ein wichtiger Beitrag in der Trauerarbeit und muss natürlich honoriert, bezahlt werden.

    Antworten

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