Es fing eigentlich ganz harmlos an: In einem Zoomtreffen der Deutschen Gesellschaft für Spiritual Care und existenzielle Begleitung fragte mein Vereinskollege Christoph, ob eigentlich jemand plane, zur Leben und Tod nach Bremen zu fahren. Ich wollte schon immer dahin, also rief ich begeistert: Ja klar, ich will dieses Jahr hin. Damit hatte ich mit meiner Kollegin Ingeri die Betreuung des Messestandes der DGSC gewonnen. Statt gemütlich über die Messe zu schlendern und Fachvorträge anzuhören, sollten wir also den Messebesucher:innen erklären, was unsere Gesellschaft denn so tut und wofür wir uns engagieren.
Ingeri und ich wissen viel. Wir haben zusammen richtig viel Lebens- und Berufserfahrung. Aber Messebau gehört definitiv nicht dazu. Aber egal. Wir hatten einen Messestand aus einem Biertisch mit einer schönen grünen Samtdecke drauf, vielen Faltblättern von der DGSC und dem Verein Unergründlich, Impulskärtchen, die Julia extra noch entworfen hat und zur Deko eine Glasschale meiner Mutter mit Murmeln drin. Kleine Filzblümchen und ein Körbchen mit Blumensaamentüten zum Mitnehmen standen daneben. Dazu ein Roll-up, das sich sehen lassen konnte (Siehe Foto) und natürlich einen Stapel Mitgliedsanträge…
Leben und Tod – ein unzertrennliches Paar
Um ehrlich zu sein, war ich nicht nur als Vertreterin der DGSC in Bremen – als Trauerrednerin und Trauerbegleiterin fand ich das mindestens genauso spannend und war ganz neugierig auf das, was dort geboten wurde. Und tatsächlich waren auch Trauerredner:innen da und ganz viele, sehr unterschiedliche Professionen aus dem Bereich Sterben, Tod, Trauer.
Hört sich das spooky an? Yep! Aber es war absolut unterhaltsam, inspirierend und manchmal auch total witzig. Hinter unserem Stand sieht man auf dem Foto einen bunten Sarg. Der wurde auf der Messe mit viel Liebe bemalt und man durfte Probeliegen. Ein künstliches Skelett (Siehe Titelfoto) lud zum Tanz ein und sogar ein Shiatsu-Stand half den müden Messemenschen 😊 Uns gegenüber war ein Stand eines Beerdigungsinstitutes, das sich um internationale Überführungen kümmerte. Dabei ging es um Muslime, die in ihrem jeweiligen Heimatland begraben werden wollten. Es war schön zu sehen, dass sich die Besucher:innen sehr dafür interessierten, wie im Islam die Toten versorgt werden.
Besonders toll fand ich einen Stand, der so klein war wie unserer. Darin ging es um queere Menschen in der Kirche. Für mich geht es leider nicht zusammen, aber ich wünsche jedem und jeder, dass er/sie auch als queerer Mensch innerhalb dieser Gemeinschaft kein:e Exot:in ist und schon gar nicht als „todeswürdig“ betrachtet wird.
Das ist wirklich nur ein winzig kleiner Ausschnitt von dem, was es in Bremen zu sehen gab. Im kommenden Oktober findet die nächste „Leben und Tod“ in Freiburg statt. Kommt hin und genießt die Endlichkeit, Muaahaaaa….
Die Menschen interessieren sich für das Thema „Spiritual Care“.
Ich fand es sehr spannend, den Menschen unsere Ideen und unser Anliegen zu erklären. Wir beide, Ingeri und ich, haben uns sehr gefreut, dass so viele unterschiedliche Menschen an unseren Stand gekommen sind, um mit uns zu sprechen.
Es gab keine Berührungsängste. Niemand kriegte große Augen, wenn ich erzählte, dass ich Trauerrednerin bin. Manche haben viel von sich erzählt, manche haben viel gefragt. Es waren immer sehr ehrliche Gespräche mit wohlwollenden, offenen Menschen. Die meisten fanden es sehr interessant, dass wir uns deutlich religions- und konfessionsfrei engagieren. Viele haben unser Faltblatt mitgenommen und wollten sich auf unserer Webseite weiter informieren. Besonders spannend fanden sie alle unsere neue Gesprächsreihe „Lass uns drüber reden!“.
Ich bin inspiriert, denn diese Messe hat wieder einmal gezeigt, wie wichtig Spiritual Care ohne konfessionellen oder religiösen Hintergrund ist. Und ich freue mich sehr, dass ich Mitglied in diesem einzigartigen Verein bin.
Und wer weiß? Vielleicht bin ich für die DGSC im Herbst ja auch in Freiburg auf der nächsten „Leben und Tod“ Kann ich mir gut vorstellen.
Fazit:
Nimm den Tod als das, was er ist: als Teil des Lebens. Er gehört dazu und ihn zu leugnen und zu verdrängen, hilft dir nicht. Genieß das Leben, hab keine Angst und lerne den Tod ein bisschen kennen. Dann ist er auch nicht mehr so gruselig, wenn er mal an die Tür klopft 😉